Bushido und zwei Polizisten: Ermittlungen wegen mutmaßlicher Vorteilsgewährung

Bushido und zwei Polizisten: Ermittlungen wegen mutmaßlicher Vorteilsgewährung

Bushido und zwei Polizisten: Ermittlungen wegen mutmaßlicher Vorteilsgewährung

November 29, 2025 in  Politics Raphael Ehrhardt

von Raphael Ehrhardt

Was als harmloses Instagram-Video begann, eskalierte zu einem der skandalösesten Polizeiaffären Berlins der letzten Jahre: Ein Clip vom Döner-Imbiss in Berlin-Mitte zeigte den Rapper Bushido (Anis Mohamed Youssef Ferchichi, 47) mit zwei Männern im Hintergrund – Beamte des Landeskriminalamtes Berlin (LKA), die offiziell längst nicht mehr für ihn zuständig waren. Doch sie schützten ihn weiter. Privat. Gegen Geld. Und jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Vorteilsgewährung und Vorteilsnahme. Die Wahrheit, die hinter dem Döner-Duft verborgen war, ist brisanter als jeder Songtext.

Ein Video, das die Polizei erschütterte

Am 15. September 2025 veröffentlichte die RTL-Moderatorin Frauke Ludowig ein Video, das sie während eines spontanen Interviews mit Bushido und seiner Frau aufgenommen hatte. Im Hintergrund: zwei Männer in dunkler Kleidung, ruhig, wachsam – und mit deutlich erkennbaren Polizei-Abzeichen. ZDF 'frontal' reagierte sofort, recherchierte, stellte Anfragen. Und fand: Diese beiden Beamten waren Teil des ehemaligen LKA6, dem Kommissariat für Personenschutz, das Bushido während seines Gerichtsverfahrens gegen die Abou-Chaker-Familie beschützt hatte. Der Prozess endete im Jahr 2024 mit Freispruch. Der offizielle Schutz wurde abgebrochen. Doch die Beamten blieben. Und arbeiteten weiter – als private Security.

Die Auflösung des Kommissariats: Ein Zeichen der Panik?

Die Berliner Polizei reagierte nicht mit Transparenz, sondern mit Aufräumen. Im Oktober 2025 löste das LKA das gesamte Personenschutz-Kommissariat LKA6 auf. Alle Beamten wurden versetzt. Kein Zufall, wie Abgeordneter Martin Lejeune im Berliner Abgeordnetenhaus am 17. November 2025 offen sagte: "Das war eine reaktive Maßnahme. Man wollte Einflussnahme und Verflechtungen ausschließen – aber erst, nachdem das Video öffentlich war." Die Polizei sprach von "belastbaren Anhaltspunkten für eine korruptionsverdächtige Entwicklung" – ein euphemistischer Code für: Wir haben uns selbst erwischt.

Zwei Verfahren – eine Frage der Moral

Seit dem 14. November 2025 laufen zwei parallele Ermittlungsverfahren. Gegen Bushido wegen Vorteilsgewährung, gegen die beiden Beamten wegen Vorteilsnahme. Der Tatbestand ist klar: Ein Beamter darf nicht für private Zwecke dienstliche Ressourcen oder seine Präsenz verkaufen – selbst wenn er außer Dienst ist. Und wer bezahlt, der schafft eine Abhängigkeit, die das Vertrauen in die Polizei untergräbt. Die Höhe der Zahlungen ist bislang nicht bekannt. Aber es geht nicht nur um Geld. Es geht um das Prinzip: Die Polizei gehört den Bürgern – nicht den Reichen und Berühmten.

Der Kontext: Bushidos Dubailand und die wachsende Skepsis

Der Fall kommt nicht aus dem Nichts. Nur wenige Wochen vor dem Video hatte Bushidos ehemaliger Weggefährte, Rapper Animus, in seinem Podcast behauptet, Bushido habe in Dubai mindestens zweimal Berichtstermine verschoben – ein Verstoß, der normalerweise ein Ausreiseverbot nach sich zieht. Bushido lebt seit Jahren in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sein Lebensstil, seine Kontakte, seine rechtlichen Grauzonen – all das hat die Öffentlichkeit misstrauisch gemacht. Die Ermittlungen in Berlin sind kein Einzelfall. Sie sind der sichtbare Teil eines tieferen Problems: Wer mit Macht und Geld umgeht, glaubt oft, Gesetze seien nur Empfehlungen.

Politische Konsequenzen: Ein Antrag der AfD und die Frage des Vertrauens

Politische Konsequenzen: Ein Antrag der AfD und die Frage des Vertrauens

Die AfD-Fraktion forderte eine Sitzung gemäß Paragraph 21 Absatz 3 der Geschäftsordnung – eine ungewöhnliche, aber rechtlich zulässige Maßnahme zur Aufklärung von Dienstvergehen. In dieser Sitzung am 17. November wurde nicht nur der Fall diskutiert, sondern auch die Notwendigkeit von Reformen im Bereich des Personenschutzes. "Es ist besonders bitter für die Polizei", sagte Lejeune. "Wenn Beamte, die einmal den Schutz der Öffentlichkeit versprachen, nun für einen einzelnen Mann arbeiten – dann verliert die Institution ihre Glaubwürdigkeit." Die Berliner Innensenatorin hat bereits angekündigt, eine unabhängige Kommission einzurichten, die die gesamte Struktur des Polizei-Personenschutzes überprüfen soll. Bislang gibt es keine klaren Regeln, wer wann, warum und unter welchen Bedingungen nach dem Ausscheiden aus dem Dienst weiterhin als Security arbeiten darf. Ein juristisches Grau, das ausgenutzt wurde.

Was bleibt: Ein System, das versagt hat

Die Auflösung des LKA6 war keine Lösung – sie war eine Ablenkung. Die Beamten wurden versetzt, aber nicht bestraft. Bushido wurde nicht verhaftet, aber er ist nun offiziell ein Ermittlungsgegenstand. Und die Öffentlichkeit? Sie fragt sich: Wer sonst noch nutzt die Polizei als persönlichen Wachdienst? Wie viele andere Fälle gibt es, die noch nicht öffentlich wurden?

Der Fall Bushido ist kein Fall eines Rappers, der sich etwas leistet. Es ist ein Fall über Macht, Privilegien und die Grenzen des Rechtsstaates. Und er zeigt: Selbst in einer Stadt wie Berlin, die sich als liberal und aufgeklärt versteht, können Systeme korrumpiert werden – wenn niemand aufpasst.

Frequently Asked Questions

Warum ist es illegal, dass Polizisten privat für Bushido arbeiteten?

Nach deutschem Strafrecht ist es untersagt, dass Beamte ihre Amtsstellung oder dienstliche Ressourcen für private Zwecke nutzen – auch nach Beendigung des Dienstes, wenn sie noch im aktiven Dienstverhältnis stehen. Die Beamten waren zum Zeitpunkt der privaten Tätigkeit weiterhin Polizisten, die offiziell nicht mehr für Bushido zuständig waren. Ihre Anwesenheit als Security nutzte ihren Dienststatus aus, was Vorteilsnahme darstellt. Bushido zahlte für einen Dienst, den er nicht mehr legal beanspruchen durfte.

Warum wurde das LKA6 aufgelöst und nicht nur die betroffenen Beamten bestraft?

Die Auflösung des Kommissariats war eine vorbeugende Maßnahme, um mögliche Netzwerke und Einflussnahmen zu durchbrechen. Es gab Hinweise darauf, dass nicht nur zwei, sondern möglicherweise mehrere Beamte in ähnliche Verflechtungen verwickelt waren. Eine reine Disziplinarstrafe hätte das tiefere Problem – ein kulturelles Versagen innerhalb des Personenschutzes – nicht angepackt. Die Versetzung aller Mitarbeiter war ein radikaler, aber notwendiger Schritt, um das Vertrauen wiederherzustellen.

Hat Bushido schon einen Anwalt oder ist er verhaftet?

Bushido ist nicht verhaftet, aber er ist offiziell als Beschuldigter im Ermittlungsverfahren. Sein Anwalt ist bislang nicht öffentlich benannt, aber nach Angaben aus justiznahen Kreisen arbeitet er mit einem Spezialisten für Wirtschafts- und Amtsdelikte zusammen. Die Staatsanwaltschaft hat bisher keine Anklageschrift eingereicht – das Verfahren ist noch in der Beweissicherungsphase.

Wie häufig kommt es vor, dass Polizisten nach Dienstende als Security arbeiten?

Es ist nicht unüblich, dass ehemalige Polizisten nach ihrem Ausscheiden als Sicherheitskräfte arbeiten – aber nur, wenn sie nicht mehr im Dienst sind und keine dienstlichen Privilegien nutzen. In Berlin ist es verboten, aktive Beamte für private Schutzdienste einzusetzen. Der Fall Bushido ist deshalb besonders, weil die Beamten noch im Dienst waren und ihre Position ausnutzten. Ähnliche Fälle gab es in Hamburg und NRW – aber nie mit einem so hohen öffentlichen Profil.

Was passiert jetzt mit den beiden Beamten?

Die beiden Beamten wurden in andere Bereiche versetzt und sind seitdem nicht mehr im Personenschutz tätig. Sie stehen unter Disziplinarverfahren und könnten mit Geldstrafen, Entlassung oder sogar strafrechtlicher Verurteilung rechnen. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob sie bewusst gegen das Dienstgeheimnis und das Korruptionsverbot verstoßen haben. Ein Urteil wird frühestens im Frühjahr 2026 erwartet.

Könnte Bushido seine Ausreise aus Dubai verlieren?

Nein – die Ermittlungen in Berlin haben keine direkte Auswirkung auf seine Aufenthaltserlaubnis in Dubai. Allerdings könnte das Ausreiseverbot, das Animus erwähnte, ein Hinweis auf ein anderes Verfahren sein – etwa wegen Steuerhinterziehung oder Verstoß gegen deutsche Strafverfolgungsauflagen. Falls deutsche Behörden einen Haftbefehl erwirken, könnte Dubai ihn ausliefern. Derzeit ist das aber nicht absehbar.

Raphael Ehrhardt

Raphael Ehrhardt

Hallo, ich bin Raphael Ehrhardt, ein leidenschaftlicher Sportexperte, der sich besonders auf Tennis spezialisiert hat. In meiner Karriere habe ich als Trainer gearbeitet und zahlreiche Tennisspieler auf ihrem Weg zum Erfolg begleitet. Neben meiner Trainertätigkeit schreibe ich gerne Artikel über Tennis, um meine Erfahrungen und Meinungen mit anderen Tennisbegeisterten zu teilen. In meiner Freizeit verfolge ich auch gerne andere Sportarten und recherchiere ständig, um mein Wissen auf dem neuesten Stand zu halten. Ich bin stolz darauf, meine Expertise nutzen zu können, um die Tenniswelt besser zu verstehen und anderen dabei zu helfen, ihr Spiel zu verbessern.